Einführung

Als Clave (spanisch „Schlüssel“) bezeichnet man ursprünglich ein Rhythmusinstrument, das aus zwei runden Holzstäben besteht. In der lateinamerikanischen Musik spielt die Clave sich wiederholende Rhythmus-Muster, die inzwischen ebenfalls als Clave-Rhythmen bezeichnet werden. So gibt es die „Son-Clave„, „Rumba-Clave“ und „Bossa Nova-Clave„. Oftmals sind diese rhythmischen Patterns mehr oder weniger deutlich in den Rhythmusgruppen der jeweiligen Bands zu hören.

Die Bedeutung der Clave ist zu vergleichen mit dem 4/4-Takt in der europäischen Musik. Sie ist die Grundeinheit der rhythmischen Variationen und Bezugspunkt aller anderen Instrumente. Im Unterschied zu den traditionellen Betonungen des 4/4-Taktes (Im Grundpuls 1 2 3 4, mit Schwerpunkt auf 1 und 3) sind die Betonungen in der lateinamerikanischen Musik stärker variiert. So wird oftmals alle drei Achtelnoten ein Schlag betont.  

Es ergeben sich wiederholende, zweitaktige Rhythmus-Muster, die in der Ausprägung 3-2 oder 2-3 gespielt werden können. Dabei bedeutet 3-2, dass im ersten Takt drei Schläge gespielt werden und im zweiten Takt zwei, bei 2-3 ist es umgekehrt.

In den folgenden Beispielen ist die Clave in der Unterstimme notiert, in der Oberstimme ist zur Referenz der Grundpuls in Viertelnoten notiert. Es empfiehlt sich folgende Vorgehensweise, um das Material zu erarbeiten:

Während du die Clave mit den Händen klatscht,…

  • …markiere den Grundpuls (1 2 3 4) mit dem Fuß.
  • …klopfe nur noch auf 1 und 3 mit dem Fuß.
  • …fühle die Clave als Basisrhythmus ohne ein weiteres Grundraster.
Clave Bossa Nova Rhythmus
Die Clave

Die Son - Clave

Die bekannteste Clave kommt aus der Son-Musik. Der Tresillo (das Rhythmusmuster in 3er-Unterteilung) ist identisch zu den rhythmischen Figuren aus Tango/Milonga/Habanera und vielen anderen weltmusikalischen Rhythmen. Höre dir „El Cuarto de Tula“ aus dem berühmten Buena Vista Social Club Album an. Versuche zu erkennen, welche der beiden Claven im Hintergrund durchgängig gespielt wird:

Die Rumba - Clave

Wie auch der Son ist der Rumba kubanischen Ursprungs. Die Grenzen zwischen den verschiedenen afro-amerikanischen Stilistiken sind fließend. Sie haben auch eine enge Verwandtschaft zur Jazz- und Blues-Rhythmik und sind somit universelle Grundpfeiler unserer modernen Musik. Die Besonderheit der Rumba-Clave ist die Verschiebung der letzten Note der 3er-Einheit um eine Achtelnote nach hinten. Der Rhythmus bekommt dadurch eine schöne, swingende Vorwärtsbewegung. 

Die Bossa Nova - Clave

In der Musik von Joao Gilberto oder Tom Jobim spielt die Clave eine untergeordnete Rolle (Gilbertos Art, die Gitarre als Rhythmusinstrument zu behandeln, ähnelt allerdings der musikalischen Bedeutung einer Clave). Das Alleinstellungsmerkmal der Bossa-Nova-Clave ist die Verschiebung in dem 2er-Rhythmus. In der 2-3 Variante ergibt sich somit ein interessantes rhythmisches Muster: ab dem ersten Schlag (auf die 2te Viertel des ersten Taktes) wird alle drei Achtelnoten ein Schlag gespielt. Dies erzeugt eine schöne „rhythmische Dissonanz“ zum Grundpuls, der alle zwei Achtelnoten erklingt.

In größeren Bandformationen übernimmt der Schlagzeuger oftmals das Clave-Muster auf der kleinen Trommel. Quincy Jones spielte Jazz-Trompete, produzierte Michael Jacksons Alben und mochte offensichtlich ebenfalls Bossa-Nova: 

Übertrage die Clave auf die Gitarre erst, wenn du dich mit den Rhythmen vertraut fühlst. Wie auch beim Bossa-Nova-Basisrhythmus übernimmt der Daumen die Funktion des Grundpuls (in Halben Noten, also auf die Zählzeiten 1 und 3). Die Finger zupfen den Clave-Rhythmus auf den oberen Saiten. 

Auch wenn diese Rhythmen oftmals keine direkte Anwendung in Gitarrenstücken finden, gehören sie zum modernen Grundvokabular und erweitern die rhythmische Sicherheit spürbar. Im Kapitel zu dem brasilianischen Partido Alto-Rhythmus findest du weitere Rhythmen und Anwendungsbeispiele, um dein Gitarrenspiel zu erweitern.

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